Lerntherapie Martina Hegmann

Rechnen

Dyskalkulie  oder Rechenschwäche - was ist das?

Von Dyskalkulie spricht man, wenn ein Kind in der Rechenleistung auffällig hinter gleichalten Kindern zurückbleibt, und zwar, obwohl es sonst normal begabt ist und angemessen unterrichtet wird.

Charakteristisch für Kinder mit Dyskalkulie ist: Sie haben keine Vorstellung davon, dass Zahlen Stellvertreter von Mengen sind. Zahlen sind für sie leere Symbole, die wie bei einem Alphabet herauf und herunter gezählt werden. Sie versuchen daher, alle Rechenaufgaben zählend zu lösen.

Die  Ursache ist bis heute nicht eindeutig geklärt, es wird davon ausgegangen, dass eine Vielzahl von Faktoren zusammenwirken.


Anzeichen im Vorschulalter:

  • Die Kinder haben Schwierigkeiten, Mengen einzuschätzen, zu vergleichen (was ist größer / was ist mehr?) oder zu sortieren.
  • Beim Zählen fällt auf, dass sie die Zahlenreihe bis 10 zwar schnell aufsagen können, aber dabei nicht Ziffern und gezählte Dinge eins zu eins zuordnen.
  • Beim Würfeln müssen betroffene Kinder die gewürfelte Augenzahl immer wieder abzählen, sie erkennen sie nicht „auf einen Blick". Häufig versuchen diese Kinder, Würfelspiele oder Spiele, die mit Zahlen zu tun haben, zu vermeiden.

Probleme in der Grundschule:


  • In den ersten Schuljahren sind die betroffenen Kinder im Rechnen oft noch unauffällig, denn alle Kinder kommen über das Zählen zum Rechnen.
  • Rechenschwache Kinder rechnen deutlich langsamer als ihre Klassenkameraden.
  • Die Kinder haben Probleme bei Zehner-Übergängen.(z.B. 8 +5; 18 +5)
  • Bei 2- und mehrstelligen Zahlen wird das System der Einer, Zehner, Hunderter usw. dauerhaft nicht verstanden.
  • Bei Textaufgaben finden die Kinder keinen Zugang zur Umsetzung des Textes in Rechenaufgaben, weil sie schon beim Durchschauen der Aufgabenstellung scheitern.

Probleme in anderen Lebensbereichen:

  • Viele rechenschwache Kinder haben Probleme, zeitliche Abläufe zu erfassen (z.B. Tages-, Wochen- und  Jahresverlauf).
  • Räumliche Bezüge (links und rechts, Himmelsrichtungen, "Uhrzeigersinn") können sie sich nur schwer einprägen.
  • Das Ablesen von Messgeräten wie Thermometer, Metermaß und Uhr fällt ihnen sehr schwer.
  • Auch die Orientierung im Raum sowie der Umgang mit Karten und Tabellen kann Schwierigkeiten bereiten.

Folgen der Dyskalkulie:

Ein Kind, das trotz Übens nicht die Leistung bringt, die seinen Klassenkameraden scheinbar mühelos möglich ist, leidet. Sein Selbstbewusstsein sinkt und es wird versuchen, die ungeliebten Matheaufgaben zu umgehen. Viele Kinder retten sich in die Behauptung „Mathe ist doof" oder „das will ich gar nicht lernen", um über ihre Frustration hinwegzukommen. Andere Kinder entwickeln Auffälligkeiten wie Herumkaspern, Schulangst, Kopf- und Bauchschmerzen, Nägelkauen oder Bettnässen.

Durch den hohen Druck verschlechtert sich das Kind oft auch in Fächern, die es eigentlich beherrscht. Es verliert die Freude am Lernen und entwickelt Widerwillen gegen die Schule.

Eltern leiden in der Regel mit: Sie sorgen sich um ihr Kind, bemerken, dass Üben nicht hilft und fühlen sich frustriert durch die scheinbare Sturheit des Kindes, von dem sie doch wissen, dass es intelligent ist und lernen kann.


Was kann Lerntherapie leisten?


In der Lerntherapie werden die individuellen Rechenwege des Kindes, seine Stärken und Schwächen auch in anderen Bereichen genau analysiert.

Es wird ein individueller Förderplan für das Kind entwickelt. Dieser setzt am mathematischen Entwicklungsstand des Kindes an. Er kann z.B. das Ziel haben, dass das Kind das Konzept der Menge versteht und einfache Rechenoperationen automatisiert. Auch das Verständnis des Dezimalsystems muss oft erst aufgebaut werden. Auf dieser Grundlage kann das Kind dann weiter aufbauen und mit der Zeit das Niveau seiner Altersgenossen erreichen.

Gleichzeitig werden grundlegende Fähigkeiten des Kindes gefördert: Raumorientierung, Aufmerksamkeit und Konzentration, genaues Hinsehen, Vergleichen und Kategorisieren sind Fähigkeiten, die jedem Lernen zugrunde liegen, die aber bei Kindern mit Lernproblemen häufig nur gering entwickelt sind.

Die Übungen werden immer so gestaltet, dass das Kind von Anfang an Erfolgserlebnisse hat. So kann es Schritt für Schritt wieder Selbstbewusstsein und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen.
Eltern und Lehrer werden bei jeder Lerntherapie mit einbezogen und darin unterstützt, das Kind in seinen Stärken zu fördern.